Rheinische Post 15.3.2003 -  Hans Rühl

Zum 60. Todestag der Missionsmärtyrer Josef Lörks und 42 weiteren in der fernöstlichen Bismarcksee am 17. März 1943:  

Auf dem Heck des Zerstörers erschossen

KALKAR/GOCH. Am Montag  jährt sich zum 60. Mal der gewaltsame Tod von über
sechzig Missionsangehörigen in der Bismarcksee nördlich von Neuguinea. Die
Erwachsenen wurden auf dem Heck des japanischen Zerstörers "Akikaze"
erschossen und ins Meer gestoßen. Die drei Kinder warf man lebend über Bord.
Zwei Opfer stammten aus dem Klever Land.

In Hanselaer geboren
Joseph Lörks wurde am 24. März 1876 auf dem Waayschen Hof in Hanselaer
geboren
. Er besuchte die Rektoratsschule in Kalkar und anschließend das
Missionsgymnasium in Steyl an der Maas. Noch von Pater Arnold Janssen, dem
Ordensgründer der Societas Verbi Divini (Gesellschaft vom Göttlichen Wort),
dessen Heiligsprechung am 5. Oktober in Rom ansteht, wurde er als Novize
aufgenommen und zum Studium ins Missionshaus St. Gabriel in Mödling bei Wien
geschickt. Am 28. Januar 1900 empfing er dort die Priesterweihe. Acht Monate
später trat er seine Reise in die Mission Neuguinea an. Der Westteil der
Insel gehörte damals zu Niederländisch-Indien, das 1945 als Indonesien
unabhängig wurde. Die Nordosthälfte dieser Insel war von 1884 bis 1919
Deutsches Schutzgebiet und wurde dann wie die Südostregion von Australien
verwaltet bis zur Bildung des Staates Papua-Neuguinea 1949. Zu ihm gehört
auch der Bismarckarchipel mit seinen 2000 Inseln. Dieses Gebiet wurde das
Arbeitsfeld von Joseph Lörks. Mit 24 Jahren stand der junge Steyler Pater
dem Begründer der dortigen Mission P. Limbrock SVD als Prokurator
(Verwalter) zur Seite. Zeitweise leitete der Bauernsohn vom Niederrhein auch
die Kokosplantage der dortigen Missionszentrale Wewak.
 Sein
unternehmerischer Geist erkannte sehr bald die Notwendigkeit der
Schifffahrt. Bei seinem ersten Heimatbesuch erwarb er das Kapitänspatent,
überwachte später in Hamburg den Bau seines Missionsschiffes "Stella Maris"
(Meeresstern) und steuerte es selber nach Südostasien. Nur zu Wasser konnte
er zu den Eingeborenen gelangen. 1928 zum Präfekten für Zentral-Neuguinea
bestellt, wurde Lörks 1933 zum Apostolischen Vikar ernannt. Am 17. Dezember
weihte ihn Kardinal Schulte (Köln) in St. Augustin zum Missionsbischof. Zu
Weihnachten feierte er in St. Nicolai Kalkar sein einziges Pontifikalamt in
der Heimat. Sein Wahlspruch "Adveniat Regnum tuum" (Dein Reich komme) war
Programm. Die dortige Bekenntnisgrundschule trägt seit dem 19. März 1960
seinen Namen.

Das grausame Geschehen auf dem japanischen Zerstörer "Akikaze" am 17. März 1943:
Hinrichtungen im Drei-Minuten-Takt

KREIS KLEVE. 1943 vernichtete der Krieg auf Jahre die Missionsarbeit im
heutigen Papua-Neuguinea. Wie kam es zu dem Massaker auf dem Zerstörer
"Akikaze" durch die Japaner, die im 2. Weltkrieg doch Verbündete
Deutschlands waren? In der Heimatkirche von Joseph Lörks zu Hanselaer
erinnert seit 1983 eine Gedenktafel an ihn und 26 weitere Steyler
Ordensmänner und 17 Schwestern. Als Todestag ist der 15. März 1943
angegeben. Das Massaker geschah zwei Tage später - so die Recherchen von
Pater Ralph M. Wiltgen SVD (USA), der seit 1960 mit den Akten der
ostasiatischen Kriegsverbrecherprozesse in Berührung kam und dann Licht in
das Dunkel um das Schicksal von über sechzig Missionsangehörigen bringen
konnte.

Durch den Überfall auf die amerikanische Flotte in Pearl Harbor am 7.
Dezember 1941 traten die Japaner in den 2. Weltkrieg ein. Auch sie sahen
sich aber wie Deutschland seit 1943 in die Defensive gedrängt und mussten
nach und nach die eroberten Inseln wieder aufgeben. Gerade im nordöstlichen
Küstenbereich von Neuguinea hatten sie herbe Rückschläge hinzunehmen. Die
Amerikaner verfügten über ein Funknetz, das sich über den ganzen
Südwest-Pazifik erstreckte. Wo die Japaner mit ihren Schiffen operierten,
waren US-Flugzeuge mit ihren Bombern zur Stelle. Vom 3. bis 14. März
erlitten die Japaner ungeheure Verluste. Die Missionare gerieten völlig
unberechtigt in den Verdacht der Spionage. 
Zudem hatte die Japaner davon
erfahren, dass ein in den USA beheimateter Steyler Pater gestrandeten
Landsleuten nach dem Absturz ihres Flugzeuges geholfen hatte. Am 15. März
exekutierten die Japaner zwei deutsche Patres und holten von der Insel
Kairiru 20 Steyler Missionare und 18 Steyler Missionsschwestern auf die
"Akikaze", dazu eine Postulantin und zwei chinesische Kinder. Am nächsten
Tag kamen auf der Insel Manus sechs Personen der evangelischen Liebenzeller
Mission hinzu, darunter ein Kind, sowie drei Herz-Jesu-Missionare und drei
Missionsschwestern, ferner noch acht Ausländer. Auf der Weiterfahrt nach
Rabaul traf die Order ein, alle an Bord Internierten zu erschießen
Im
Drei-Minuten-Takt wurden die auf dem Heck an einem Gerüst hochgezogenen
Gefangenen erschossen und in die See geworfen - als erster Bischof Lörks.

Den drei Kindern gab man eine Banane - und stieß sie dann ins Meer. Am
19.März 1960 wurde der Nachfolger von Lörks geweiht. Die Missionsarbeit geht
weiter - auch mit Br. Rudi van Lier SVD (* 1932 in Schottheide/Familie seit
1945 Materborn), der seit 40 Jahren als Schreiner tätig ist.  Hans Rühl